Sie sind hier:

Innenstadt Bremen 2025 - Städtebauliche Studie

Sparkassenareal Am Brill - Kooperatives Werkstattverfahren

Sparkasse Am Brill

Die Sparkasse Bremen beabsichtigt, ihren traditionsreichen Hauptsitz am Rande der Bremer Altstadt künftig zu verlagern. Im Rahmen einer Kooperation zwischen der Sparkasse Bremen und dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr und dem Senator für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen soll für die frei werdende Fläche durch drei ausgewählte Planungsbüros im Zuge einer Mehrfachbeauftragung ein überzeugendes und innovatives Konzept mit einer prägenden städtebaulichen Figur entwickelt werden.

Für den Baublock soll eine städtebauliche Lösung gefunden werden, die die Einbindung in die Innenstadt stärkt und gleichzeitig attraktive Wohn- und Geschäftslagen in zentraler Lage der Innenstadt und somit einen Stadtbaustein mit gemischter Nutzungsstruktur schafft.

Das Plangebiet liegt im zentralen Bereich der Innenstadt. Allerdings stellt die Bürgermeister-Smidt-Straße eine deutliche räumliche Zäsur zur gegenüber beginnenden 1a-Lage mit der Hutfilter- und Obernstraße dar.
Aktuell ist das Areal durch vielfältige Gebäudetypologien unterschiedlicher Bauepochen geprägt, die vorwiegend die Sparkassen-Nutzung, in Teilen jedoch auch Büro- und Gewerbegebäude sowie eine Parkhaus beinhalten.
Das Plangebiet wird insbesondere durch das ortsbildprägende Hauptgebäude der Sparkasse an der Ecke Am Brill/ Bürgermeister-Smidt-Straße und durch die historischen Schalterhallen charakterisiert. Das Hauptgebäude samt Schalterhallen ist denkmalgeschützt, dieser Teil des Gebäudeskomplexes soll erhalten werden.

Im Rahmen eines kooperativen Werkstattverfahrens soll eine überzeugende städtebauliche Idee für einen neuen Stadtbaustein an einem zentralen Standort im Bremer Stadtgrundriss entwickelt werden, der unterschiedlichen innerstädtischen Funktionen Raum bietet und eine Schnittstelle zwischen den angrenzenden Quartieren der Innenstadt herstellt. Es soll mit einem qualitativ hochwertigen städtebaulichen Konzept ein besonderer und belebter Ort entstehen, der sich in das Stadtbild Bremens einfügt und durch eine nutzungsgemischte Struktur gekennzeichnet ist.

  • Bolles & Wilson Entwicklungsgesellschaft mbH, Münster
  • ROBERTNEUN Architekten, Berlin
  • Westphal Architekten BDA, Bremen

Die Werkstattphase bildet den Auftakt der Entwicklung erster konzeptioneller Ansätze für das Plangebiet Am Brill. Vom 13. bis zum 15. November 2017 fand die Werkstattphase in Bremen in den Räumlichkeiten der Sparkasse unmittelbar auf dem Gelände statt. In einem Dialogprozess wurden, begleitet durch das betreuuende Büro scheuvens + wachten plus planungsgesellschaft mbH aus Dortmund, von drei Planungsbüros Szenarien und Konzepte zur Entwicklung des Areals erarbeitet und mit Bürgerinnen und Bürgern sowie „lokalen“ Experten diskutiert. Ziel war es, in dieser ersten Phase vor Ort durch den Dialog die unterschiedlichen Entwicklungsvorstellungen der Planungsbüros zur Diskussion zu stellen und daraus Wegweisungen für die nächste Phase der Konzepterarbeitung abzuleiten.

Während der zweieinhalbtägigen Planungswerkstatt standen die Mitglieder des Begleitgremiums in intensivem Austausch mit den beteiligten Planungsbüros. Dieser Austausch reichte am Montag, den 13. November 2017 von einer gemeinsam Auftaktveranstaltung mit Briefing und Ortsbesichtigung, über eine Veranstaltung unter Beteiligung der Öffentlichkeit mit der Möglichkeit Fragen und Anregungen zu äußern, hin zur Präsentation erster Konzepte und einer Zwischendiskussion am 15. November 2017 mit dem Begleitgremium.

In den jeweiligen Diskussionsrunden wurde intensiv über die Zielsetzungen der Entwicklung des Sparkassenareals und dessen Rolle im städtebaulichen Gefüge der Altstadt Bremens diskutiert, die Verknüpfung mit der Altstadt sowie dem Stephaniviertel thematisiert und die Ausformung des Nutzungsprofils erörtert, um so die Grundlagen für die Umsetzung in einen städtebaulichen Entwurf zu schaffen.

Die öffentliche Veranstaltung im Sinne eines Dialogs mit der Stadtgesellschaft bot eine erste Möglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger sowie die interessierte Fachöffentlichkeit, sich mit den Rahmenbedingungen des Areals vertraut zu machen. Nach einer Erläuterung zum Stadtraum, zu wesentlichen denkmalpflegerischen Gesichtspunkten des denkmalgeschützten Kernbaus der Sparkasse sowie zur Aufgabenstellung für die Werkstattphase konnten sich die interessierten Bürgerinnen und Bürger mit Fragen und Anregungen zu unterscheidlichen Themenfeldern einbringen. Diese waren gegliedert in die Bereiche „Städtebau und Architektur“, „Öffentlicher Raum und Erschließung“ sowie „Nutzungen“. Fragen und Anregungen konnten an den Thementischen mit den hinzugezogenen Experten, Mitgliedern des Begleitgremiums sowie auch den Architektenteams der Werkstattphase erörtert und weitere Hinweise und Anregungen für die konzeptionelle Ausarbeitung eingebracht werden.

Aus den drei Themenfeldern haben sich folgende Hinweise ergeben:

Thementisch „Städtebau und Architektur“
Folgendes wurde angesprochen, gewünscht bzw. sollte betrachtet werden:
• Flächen: Grundstück ca. 11.700 m² inkl. öffentlicher Verkehrsflächen, dies entspricht ca. 2 Fußballfeldern, Nutzfläche: Zielvorgabe BGF ca. 40.000 m²
• Öffentliche Räume: Es wird viel Wert auf eine qualitätvolle Gestaltung der öffentlichen Räume und Plätze gelegt, möglicher Innenhöfe bzw. innerer Querungen. Wünschenswert ist auch die Betrachtung des Verkehrsknotenpunktes „Am Brill“, dem Ansgaritor sowie der Bürgermeister-Smidt-Straße.
• Querung: Das neue Wegesystem des Areals sollte Bezüge zum bestehenden Umfeld und dem histori-schen Kontext aufnehmen und eine Verbindung zu den Wallanlagen schaffen. Es geht um eine Einordnung in das städtische Gefüge und um eine funktionsfähige Erschließung.
• Atmosphäre: Adressbildung für die unterschiedlichen Nutzungsbereiche. Einzelhandel und Gastronomie in den unteren Geschossen. In den oberen Geschossen Büros, verstärkt an der Bürgermeister-Smidt-Straße und Wohnen eher in den verkehrlich nicht so intensiv genutzten Bereichen. Welchen Charakter haben die Straßen bzw. welchen sollen sie bekommen? Die Hankenstraße könnte kleinteilig sein, dagegen ist die Bürgermeister-Smidt-Straße größer und lauter, was auch eine Entsprechung in der Nutzung widerspiegeln könnte.
• Parken: Das Parken soll in einer Tiefgarage mit 2 bis 3 Ebenen (bis zu 700 Stellplätze) organisiert werden. Der Standort soll ggf. auch öffentliche Parkplatzangebote für die Bremer Innenstadt bieten. Über autonome Parksysteme wird diskutiert, in diesem Zusammenhang auch über öffentliche Übergabeorte und wo diese verorten werden könnten. Zufahrten zur Tiefgarage und ‚Übergabeorte’ könnten in der Hankenstraße organisiert werden.
• Maßstab: Es bedarf eines städtebaulichen Ensembles sowie einer angemessenen städtebaulichen Figur, die den Ort prägt. Diskutiert wurde eine gewisse Kleinteiligkeit oder Gliederung und eine differenzierte Höhenentwicklung – ggfs. mit wenigen Hochpunkten. Die Maßstäblichkeit muss städtebaulich begründet und angemessen sein.
• Verkehr: Der Verkehr, vor allem der Bürgermeister-Smidt-Straße, wird als Hindernis der fußläufigen Erschließung des geplanten Areals aus der Innenstadt kommend angesehen. Vorschläge zur Unterquerung des Autoverkehrs mit einem Tunnel bzw. eine fußläufige Überquerung mit Brückenkonstruktionen wurden als nicht zielführend beurteilt. Ideen zur Attraktivierung des Straßenraums mit Querungen im Kontext von Öffnungen und neuen Raumkonzepten auf dem Areal sollten entwickelt werden. Verkehrlich könnte der Ort als Umsteigepunkt entwickelt werden (Auto – ÖPNV – Fahrrad – zu Fuß).

Thementisch „Öffentlicher Raum und Erschließung“
Ein wichtiges Thema des Thementisches war die Barrierewirkung der Bürgermeister-Smidt-Straße. Hierzu wurden verschiedene Lösungsansätze dargestellt: z.B. Reaktivierung des Brilltunnels für Fußgänger, eine Überführung für Fußgänger, Verbindung vom Parkhaus Am Brill zum Sparkassenareal oder auch eine Untertunnelung für Kfz oder für die Straßenbahn.
Die angedachte Verlegung der Haltestelle Am Brill wurde überwiegend positiv wahrgenommen, allerdings auch die räumlichen Probleme für eine Umsetzung sowie die Verschlechterung der heutigen Anbindung der Schlachte thematisiert.
Wünschenswert wurde die Aufnahme von alten Wegeverbindungen durch das Areal dargestellt.
Der Charakter der Jakobi- und der Hankenstraße wurde hinterfragt. Als Möglichkeit wurde eine Ausgestaltung der Straße als Shared Space angeregt.
Als Entrée in das Stephaniviertel wurde eine städtebauliche Torsituation vorgeschlagen.

Thementisch „Nutzungen“
Insgesamt wurde eine gemischte Nutzung des Areals von den Anwesenden positiv bewertet. Zu einzelnen Nutzungsbausteinen gab es folgende Äußerungen:
Eine Nutzungskomponente, die einen höheren Anteil an der bisher vorgesehen Mischung, haben sollte, ist das Wohnen. Insbesondere bezahlbares Wohnen sollte ermöglicht werden, um auch zu einer Mischung der Bewohnerschaft beizutragen. Außerdem trüge ein höherer Wohnanteil zu einer Belebung des Quartiers bei. Konkret sollten dabei verschiedene Wohnformen und Raum z.B. auch für generationenübergreifendes Wohnen und für Familien vorgesehen werden.

Eine besondere, eventuell hochwertige Nutzung ist erforderlich, um diesen Standort attraktiv zu machen. Was hierbei der Frequenzbringer oder der Magnet sein kann, ist noch fraglich. Bezogen auf den Einzelhandel ist ein attraktiver Einzelhandelskern erforderlich, der jedoch nicht mit den sonstigen Randlagen in der Innenstadt (Domshof und Wall) konkurriert. Eine Magnetwirkung könnten neue Einzelhandelskonzepte wie „showrooms“ haben. Der vorgesehene Anteil an Nahversorgern für das Stephani-Viertel wird als richtig angesehen. Eine Erweiterung der Lauflagen und der Sprung über die Bürgermeister-Smidt-Straße werden von einigen, anders als es die Einzelhandelsexpertise festgestellt, kritisch gesehen, von anderen für möglich gehalten.

Für weitere öffentlichkeitswirksame Nutzungen abseits des Einzelhandels wurde eine Kooperation mit der Hochschullandschaft in Bremen vorgeschlagen. Konzepte wie ein Existenzgründungszentrum, Coworking-Spaces oder ein Inkubator für start-ups sind in dieser innenstadtnahen Lage vorstellbar. Ein Hotel („Kassenhalle wird Frühstücksraum oder Konferenzraum“) war eine häufiger genannte Nutzungsoption. Das Sparkassenareal könnte sich auch zu einem „Eventort“ in der Innenstadt entwickeln, der kulturelle bzw. Freizeitnutzungen (z.B. Jazz-Club) integriert. Die Mischnutzung könnte an diesem Standort auch durch soziale Infrastruktureinrichtungen für die wachsende Bewohnerschaft der Innenstadt ergänzt werden. Vorstellbar wären eine Kita, eine Grundschule oder eine Art Quartierszentrum.

Um die Nutzungen in Szene zu setzen und die Nutzbarkeit des Areals zu erhöhen, sei es notwendig Plätze mit Aufenthaltsqualität und Adressen zu schaffen, Durchwegungen und Querungen herzustellen sowie gegenüberliegende Nutzungen (Parkhaus Am Brill und Ende der Hutfilterstraße) zu qualifizieren. Auch ist eine höhere Ausnutzung des Geländes (Dichte, Höhe) vorstellbar. Zudem wurde erwähnt, dass die Nutzungen mit einer markanten Architektur korrespondieren sollten und multifunktionale Flächen geschaffen werden, die nicht nur einem einzigen Nutzungszweck dienen.

An die Werkstattphase schließt sich eine etwa vierwöchige Ausarbeitung des in der Werkstatt entwickelten Konzepts an. Die finalen Konzepte werden am 16. Januar 2018 abschließend vor dem Begleitgremium sowie der Öffentlichkeit in Bremen präsentiert werden und am Folgetag durch das Begleitgremium bewertet. Interessierte sind zu der öffentlichen Veranstaltung im FinanzCentrum der Sparkasse Am Brill 1-3 herzlich eingeladen. Beginn der Veranstaltung ist um 18.30 Uhr, der Einlass ist ab 18.00 Uhr vorgesehen.

Hier finden Sie die Pressemeldung der Sparkasse Bremen zur Entscheidung der Jury darüber, welcher Architektenentwurf den Wettbewerb gewonnen hat.